Sonntag, 25. August 2019

Theodor Fontane , " G l a u b e an die W e l t "


Glaube an die Welt

Theodor  Fontane

Laß ab von diesem Zweifeln, Klauben,
vor dem das Beste selbst zerfällt,
und wahre dir den vollen Glauben
an dieser Welt trotz dieser Welt.

Schau hin auf eines Weibes Züge,
das lächelnd auf den Säugling blickt,
und fühl’s: es ist nicht alles Lüge,
was uns das Leben bringt und schickt.

Und, Herze, willst du ganz genesen,
sei selber wahr, sei selber rein!
Was wir in Welt und Menschen lesen,
ist nur der eigene Widerschein.

Beutst du dem Geiste seine Nahrung,
so laß nicht darben sein Gemüt,
des Lebens höchste Offenbarung
doch immer aus dem Herzen blüht.

Ein Gruß aus frischer Knabenkehle,
ja mehr noch eines Kindes Lall’n
kann leuchtender in deine Seele
wie Weisheit aller Weisen fall’n.

Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen
erkennst du ganz, was Leben heißt;
o lerne denken mit dem Herzen,
und lerne fühlen mit dem Geist.


Mittwoch, 21. August 2019

. . . . Im Jahre 1859 schrieb Theodor Fontane die Ballade . . . . . . . . . . . . . . „ Das Trauerspiel von Afghanistan „ . . . . .


Der Schnee leis‘ stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschallalabad hält,
»Wer da!« – »Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.«
  
 
Afghanistan! Er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.


Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:


»Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.


Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt.«

   
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all‘,
Sir Robert sprach: »Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
   
   
Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So laßt sie’s hören, daß wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter blast in die Nacht hinaus!«

Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd‘,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.


Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.


»Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.«



Von 1838 bis in den Januar 1842 dauerte die militärische Auseinandersetzung
der britisch – indischen Truppen im Ersten Anglo - Afghanischen Krieg.

Dieses Hochgebirgsland der Paschtunen am Hindukusch weckte schon immer
wegen seiner Reichtümer im Boden und seiner strategisch interessanten Lage
in Mittelasien  Begierlichkeiten.

Auch die sowjetischen Angriffe der 80-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts 
blieben  nach  mehreren  Jahren   erfolglos.

Die Amerikaner  und  ihre  Verbündeten   haben   während  der vergangenen  
20  Jahre   auch  nichts  aus  der  Geschichte  gelernt.

Mein Standpunkt :
  
Lasst doch diese stolzen Menschen selbst über ihren Weg 
 aus dem Mittelalter in die Neuzeit entscheiden . . . . .